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Erkrankungen des Magen - Darm Traktes --- eines der häufigsten Probleme jeder Tierarztpraxis --- Was verursacht eine Magen - Darm Erkrankung? Häufigster Auslöser für Störungen im Magen oder Darm sind Änderungen
in der Ernährung. Hierbei ist es für die Verdauungsorgane unerheblich,
ob diese Änderung von Ihnen bewußt, d.h. durch die Verwendung eines
anderen Futters, oder unbewußt durch z.B. Trinken aus einem Teich oder
Fressen von ungekochtem Fleisch oder Pansen, erfolgte. Zweithäufigste Verursacher von Erbrechen und/oder Durchfall sind
Darmparasiten. Besonders Spulwürmer, Haken-und Peitschenwürmer,
seltener auch Einzeller, wie Kokzidien oder Giardien, stehen auf der
Erreger - Hitliste. Bei Hunden sind nicht selten Fremdkörper aller Art, besonders
Steine, ursächlich beteiligt. Katzen vergreifen sich oft an Fäden oder
den Bindeschnüren vom Gelben Sack. Sehr junge Tiere werden vorgestellt mit manchmal tödlich endenden
Durchfall- Erkrankungen, für die Viren die Auslöser sind. Wesentlich
seltener sind dagegen Bakterien als eigentliche Ursache. Sie besiedeln
die Verdauungsorgane immer dann, wenn diese durch andere Faktoren schon
vorgeschädigt sind. Bei älteren Tieren sind Erbrechen oder Durchfall oft die Folge einer
Nieren-, Leber- oder Tumorerkrankung. Sehr selten treten Magen - Darmleiden als Folge einer Allergie auf,
Vergiftungen stellen bei unseren Patienten die seltenste aller Ursachen. Wieso erbricht ein Tier oder bekommt Durchfall? Sowohl der Magen, als auch der Darm sind innen mit speziellen Schutz
- und Verdauungshäuten, den sogenannten Schleimhäuten, ausgekleidet.
Diese regulieren einerseits den Säurespiegel im Magen bzw. die
Schleimschicht im Darm, sorgen andererseits aber auch dafür, daß alle
Nährstoffe vom Körper aufgenommen werden können. Außerdem wird ein
Teil des bei der Verdauung in der Leber anfallenden "Mülls"
mittels der Schleimhäute wieder in den Magen - Darmtrakt gebracht,
damit er über den Kot ausgeschieden werden kann. Wird nun z.B. durch ungewohntes oder bakterienverseuchtes Futter, wie
etwa rohen Pansen, der Säuregehalt verändert, reagieren die Schleimhäute
mit einer Reizung oder einer Entzündung. Weiteres Futter oder Wasser
kann dann nicht mehr richtig verarbeitet werden, das Tier erbricht es
entweder gleich, oder der Darm befördert es so schnell wie möglich als
Durchfall nach draußen. Spulwürmer wiederum fressen sich regelrecht in der Schleimhaut fest
und erzeugen dort kleine Verletzungen. So kommt es neben dem Durchfall
oft auch zu kleinen Blutungen - Alarmstufe "Rot" im wahrsten
Sinne! Beim Befall mit Viren sterben oft große Schleimhautbezirke komplett
ab, da alle Zellen von den Viren getötet werden. Die so verursachten
Magen-Darm Krankheiten verlaufen daher nicht nur lebensbedrohend
dramatisch, es dauert auch eine gewisse Zeit, bis der Darm neue, gesunde
Schleimhaut nachgebildet hat. Bei Tieren mit Nieren- oder Leberkrankheiten wiederum kommt es zu
Problemen mit der Müllentsorgung. Da die Organe nicht mehr richtig
arbeiten, bleibt mehr Verdauungsabfall im Blut als beim gesunden Tier.
Dieser Müll wird dann verstärkt in den Magen oder Darm getragen, der Säuregehalt
ändert sich und die Entzündung nimmt ihren Lauf. Was ist zu tun, wenn ein Tier Durchfall oder Erbrechen zeigt? Zunächst sollte man feststellen, ob der Hund oder die Katze Fieber
haben. Bei Temperaturen über 39,3°C sollte man, auch am Wochenende,
noch am gleichen Tag eine Tierarztpraxis aufsuchen. Auch jegliches Blut
im Erbrochenen oder im Durchfall sind ein Grund für einen sofortigen
Tierarztbesuch. Damit sich die Krankheit nicht verschlimmert, darf das Tier
mindestens einen Tag nichts fressen, wirklich NICHTS! Denn nur so können
die Schleimhäute sich ungestört regenerieren. Wenn das Tier noch
trinkt, und danach nicht gleich sofort wieder erbricht, darf es Wasser
oder sogenannte "Elektrolyt - Lösungen" ( gibt‘s in jeder
Tierarztpraxis ) trinken. Bitte bieten Sie niemals Milch an, denn die
macht den Magen noch saurer. Auch der vielgepriesene schwarze Tee ist
bei Erbrechen oder Durchfall eher schädlich als nützlich, denn die
enthaltenen Gerbstoffe reizen die Schleimhäute nur noch zusätzlich. Ein Tier, das Flüssigkeit erbricht oder extremen Durchfall hat,
trocknet schnell aus - ein lebensbedrohender Zustand! Es benötigt
dringend Flüssigkeitszufuhr unter die Haut oder in die Vene, also einen
"Tropf", sonst versagt sein Kreislauf. Zusätzlich werden dann Medikamente verabreicht, die die Magen-Darm-Tätigkeit
normalisieren. Nach gründlicher Untersuchung erfolgt dann, je nach
Krankheitsursache, die weitere Behandlung (z.B. eine Wurmkur, eine
Fremdkörper-Operation, die Stützung des Immunsystems gegen Viren, eine
Allergiebehandlung, eine Nierenspülung oder die Gabe von Antibiotika
gegen Bakterien). Bei Durchfall werden Ihrem Tier breiige Medikamente eingeflößt, die
es einerseits mit Nährstoffen versorgen, andererseits die Flüssigkeit
im Darm binden, und damit "stopfend" wirken. Um den
Verdauungstrakt zu entlasten, wird das Tier einige Tage mit speziellen
Magen-Darm Diäten, die besonders leicht verdaulich sind, ernährt. Es
gibt sie als Fertignahrung in Dosen oder als Trockenfutter (nur in
Tierarztpraxen, denn sie sind verschreibungspflichtig!), man kann sie
aber auch selbst zubereiten, ein Rezept hält Ihr Praxisteam sicherlich
vorrätig! Sofern nicht falsche Fütterung die Ursache des Übels war, wird dann
an weiteren drei Tagen das gewohnte Futter wieder in immer größer
werdenden Anteilen beigemischt. Wie kann man vorbeugen? 1.
Füttern Sie qualitativ hochwertiges Futter, möglichst
Trockenfutter. Es gibt einige, die sind gut - und billig, Ihre
Tierarztpraxis berät Sie gern! 2.
Füttern Sie NIEMALS rohes Fleisch oder rohen Pansen, die enthalten
nicht nur zu viele Bakterien, sondern haben auch einen miserabel
schlechten Nährwert! 3.
Wenn Sie die Fütterung ändern, mischen Sie immer erst gewohntes
mit neuem Futter, dann können sich Magen und Darm darauf
einstellen. 4.
Füttern Sie möglichst ballaststoffreiche, fettarme Kost, die hält
die Darmtätigkeit in Gang. 5
Würmer sind eine häufige Ursache für Magen-Darmleiden. Denken
Sie an die dreimonatlichen
Entwurmungstermine. 6.
Lassen Sie Ihr Tier möglichst nicht aus Teichen, Pfützen oder
Vogeltränken trinken, die enthalten neben Wasser oft auch Viren oder
Bakterien ( besonders Salmonellen ). 7.
Lassen Sie Ihr Tier nur mit Spielzeugen spielen, die es nicht
verschlucken kann. 8.
Füttern Sie keine Futter und Leckerchen, die besonders häufig
Allergien auslösen, fragen Sie Ihr Praxisteam nach den "gefährlichen"
Marken. 9.
Lassen Sie bei einem mehr als 10 Jahr alten Tier einmal jährlich
die Organfunktionen durch eine Blutuntersuchung überprüfen, um Leber -
und Nierenschäden rechtzeitig zu erkennen 10.
Suchen Sie Ihre Tierarztpraxis rechtzeitig auf, im Anfangsstadium
sind die meisten Krankheiten normalerweise ohne größeren finanziellen
Aufwand wieder in den Griff zu bekommen. Und Ihr Tier wird Ihnen die
schnelle Hilfe danken! Mit freundlicher Genehmigung von Frau Dr. P. Sindern © April 2000 |