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Wissenschaftliche Faktensammlung zu FIP

Das FIP-Virus

Das FIP-Virus wurde als Erreger der Felinen Infektiösen Peritonitis vor 35 Jahren entdeckt. Es handelt sich bei dem FIP-Virus nach heutigem Verständnis um eine durch Mutation entstehende Variante des felinen Coronavirus (FCoV). Das FCoV ist innerhalb der einheimischen Katzenpopulation weit verbreitet (über 50 % der Katzen in Deutschland und der Schweiz sind seropositiv1).

FIP-Virus und FCoV lassen sich mit herkömmlichen Untersuchungsmethoden nicht voneinander unterscheiden.

Der wichtigste Unterschied zwischen FCoV und dem FIP-Virus liegt in dem Tropismus für bestimmte Zielzellen. Während Infektionen mit dem FCoV auf die Epithelzellen des Darmtraktes beschränkt sind und nur milde gastrointestinale Symptome hervorrufen, besitzt das FIP-Virus einen starken Tropismus zu Makrophagen, überwindet die Darmschranke und breitet sich per Virämie generalisiert im Körper der Katze aus.

Vorkommen der FIP-Erkrankung

Die FIP ist heute die verlustreichste Viruserkrankung bei Jungkatzen.

Bei 5 bis 12 % der FCoV-positiven Katzen entwickelt sich die letale Verlaufsform der FIP. Betroffen sind vor allem Katzen im Alter unter 12 Monaten, die etwa 54 % der untersuchten FIP-Todesfälle ausmachen2.

Nach amerikanischen Studien sterben etwa 5 % aller Katzen im Alter von 4 bis 18 Monaten aus Zuchten, Tierheimen oder Haushalten mit mehreren Katzen an FIP3;4.

Basierend auf diesen Daten sterben konservativ geschätzt alleine in Deutschland jährlich deutlich mehr als 100.000 Katzen an FIP.

Berechnung

50 % FCoV seropositive Katzen = etwa 2,85 Mill. Katzen in Deutschland. Davon sterben 5 bis 12 % an FIP (5 % = 142.000 Katzen, 12 % = 342.000 Katzen)

 Am stärksten gefährdet sind Katzen aus Zuchten, Pensionen, Tierheimen und Haushalten mit mehreren Katze

Immerhin jede dritte Katze (36 %), die an FIP stirbt, stammt jedoch aus einem Haushalt mit nur einer Katze, die ausschließlich in der Wohnung gehalten worden ist5.

Die Pathogenese

Für die Wahrscheinlichkeit des Ausbruchs einer FIP-Erkrankung sind Menge und Virulenz des aufgenommenen Virus sowie die Immunitätslage von Bedeutung6.

Bei der FIP-Erkrankung selbst handelt es sich um eine Immunkrankheit. Freies FIP-Virus wird von Antikörpern gebunden, wodurch es zur Entstehung von Immunkomplexen kommt. Die Immunkomplexe führen zu lokalen Entzündungssymptomen und letztlich zu Verbrauchskoagulopathie mit Gefäßschädigung, durch welche der Übertritt großer, proteinreicher Flüssigkeitsmengen in Bauch- und/oder Brusthöhle ermöglicht wird6.

Bei der “trockenen Form” der FIP kommt es zu pyogranulomatösen Herden auf Nieren, Lymphknoten, Milz, Leber, Pankreas und auf dem Netz. Bei etwa 20 % der Fälle kommt es zu Augensymptomen (Iritis, Iridozyklitis und Retinablutung oder -nekrose). Bei jedem achten Tier kommt es zu ZNS-Symptomen6.

Feuchte und trockene Form der FIP können allein oder zusammen auftreten.

Die Epidemiologie

Etwa 50 % der Katzen in Deutschland sind FCoV-seropositiv1. Die Infektion mit dem FIP-Virus kann entweder durch Aufnahme eines FIP-Virus von infizierten Artgenossen oder durch die Mutation nach Infektion mit FCoV erfolgen.

Eine wichtige Rolle in der Epidemiologie dürften symptomlose Virusträger spielen6.

Neben dem direkten Kontakt spielt die indirekte Übertragung des FIP-Virus über Faeces eine zentrale Rolle. Das FIP-Virus kann im Kot für ein bis zwei Wochen infektiös bleiben und mit Staub über Luft oder Kleidung verbreitet werden.

Immunität

Katzen weisen nur eine geringe natürliche Resistenz gegenüber FIP auf2. Nahezu 100 % aller experimentell infizierten Katzen sterben daher an FIP.

Unter experimentellen Bedingungen zeigten humorale Antikörper keine Schutzwirkung. Zahlreiche Untersuchungen heben die wichtige Bedeutung der zellulären Immunität in der FIP-Pathogenese hervor4;6.

Hohe Antikörpertiter beschleunigen nach experimenteller Infektionen den Ausbruch der FIP-Erkrankung4. Man vermutet, dass dieses Phänomen der Antibody Dependent Enhancement (ADE) dann auftritt, wenn Antigen-Antikörper-Komplexe gebildet und an die Fc-Rezeptoren der Makrophagen gebunden werden6.

Klinische Symptome der FIP

Frühsymptome: Fieber und Innapetenz, gestörte Futteraufnahme, Fresswiderwille, blasse Schleimhäute.

Weitere Symptome: Ikterus, Augensymptome, ZNS-Symptome und Flüssig-keitsergüsse in Bauch und Brusthöhle.

Eine kausale Therapie gegen FIP-Infektionen steht nicht zur Verfügung.

FIP-Diagnostik

Die sichere Diagnostik einer FIP-Infektion ist nach wie vor ein ungelöstes Problem.

Der häufig verwendete ELISA zur Bestimmung der Antikörpertiter lässt keine eindeutige Aussage zu, da lediglich FCoV-Titer nachgewiesen werden. Infektionen mit FCoV sind jedoch weit verbreitet und besagen nicht, ob ein Tier sich mit dem FIP-Virus infiziert hat.

An der Veterinärmedizinischen Universität in Gießen wird mittlerweile ein kompetitiver ELISA durchgeführt, der FIP-Immunkomplexe nachweist. Auch dieser Test kann jedoch nur zusammen mit dem Auftreten klinischer Symptome bewertet werden. Bei Vorliegen klinischer Symptome kann die Diagnose FIP mit 97 %-iger Wahrscheinlichkeit gestellt werden. Im Umkehrschluss kann bei einem negativen Testergebniss FIP nicht ausgeschlossen werden.

Die Impfung mit Primucell FIP

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Primucell FIP sind in experimentellen Studien und unter Feldbedingungen belegt worden2;7.

Die Sicherheit der Impfung ist auch in Risikopopulationen und bei Katzen mit bereits vorhandenem FCoV-Titer gegeben2.

Unter Laborbedingungen schützte die FIP-Impfung 85 % der geimpften Katzen8.

Unter Feldbedingungen ist die Schutzwirkung der FIP-Impfung für Katzen mit negativem oder FCoV-Titer bis < 1:400 statistisch signifikant2.

Auch bei bereits vorhandenen hohen FCoV-Titern ist die Häufigkeit der FIP-Fälle in der Impfgruppe gegenüber der Kontrollgruppe deutlich geringer (etwa 50 % weniger Todesfälle bei Titer 1:400)2.

FIP-Prävention

Da eine wirksame Therapie nach Ausbruch der FIP nicht zur Verfügung steht, kommt der Prävention bei der Kontrolle der FIP die entscheidende Bedeutung zu.

Die alleinige Kontrolle durch Verbesserung der Hygiene und/oder Haltung der Katzen in kleinen Gruppen sowie das Frühabsetzen der Katzenwelpen hat sich unter Praxisbedingungen in privaten Zuchten und Heimen als nicht ausreichend erwiesen. Für eine erfolgreiche Elimination des Virus aus einer Population sind extreme hygienische Anforderungen notwendig, die von privaten Haltungen kaum erfüllt werden können.

Die Kombination von konsequenter Impfung und Optimierung der Hygiene- und Haltungsbedingungen hat sich auch in stark durchseuchten Populationen als erfolgreich erwiesen und ist derzeit für die Bekämpfung der FIP ohne echte Alternative.

Literatur

  1. Lutz et al.; Die Diagnostik der felinen infektiösen Peritonitis mittels der Serologie. Prakt. Tierarzt 65, 406-407 (1984).

  2. Fehr et al.; Plazebokontrollierte Untersuchung einer modifizierten Lebendvirus-Vakzine gegen Feline Infektiöse      Peritonitis: Sicherheit und Wirksamkeit unter Feldbedingungen. Original erschienen in Vaccine, Vol 15, Nr. 10, 1101-1109 (1997).

  3. Foley et al.; Risk factors for feline infectious peritonitis among cats in multiple-cat environments with endemic feline enteric coronavirus. J. Am. Vet. Med. Assoc., 210, 1313-1318 (1997)

  4. Pederson; An overview of feline enteric coronavirus and infectious peritonitis virus infections. Feline Practice 24, 14-22 (1995).

  5. Rohrer et al.; Die Diagnostik der felinen infektiösen Peritonitis (FIP): Retrospektive und prospektive Untersuchungen. Kleintierpraxis, 38, 379 (1993).

  6. Lutz; Felines Infektiöses Peritonitisvirus, Krankheiten der Katze, Gustav Fischer Verlag Jena, Band 1, 319-335 (1992).

  7. Postorino et al.; Long-term follow-up study of cats vaccinated with a temperature-sensitive feline infectious peritonitis vaccine. Cornell Vet. 82, 117 (1992)

  8. Gerber et al.; Protection against feline infectious peritonitis by intranasal inoculation of a temperature-sensitiv FIPV vaccine. Vaccine, 8, 536 (1990).

 

Veröffentlichung der Firma Pfizer GmbH

Mit freundlicher Genehmigung von Frau de Fries prakt. Tierärztin