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Sind Wurmkuren nicht eigentlich überflüssig?
1999 erblindeten 20 Menschen, weil in ihre
Augenmuskeln Larven von Spulwürmern eingewandert waren. Diese Larven
stammten von Haustieren, die nicht oder mangelhaft entwurmt worden
waren. Sind Wurmkuren also wirklich überflüssig? Fast alle Hunde und Katzen aller Altersstufen sind von
Magen- und Darmparasiten befallen. Dummerweise aber kann man die
erwachsenen Würmer im Kot der Tiere (außer bei sehr jungen Welpen )
nicht sehen, so daß sich viele Tierbesitzer der drohenden Gefahr gar
nicht bewußt sind. Im Hunde- oder Katzenkot nachweisen kann man lediglich
die mikroskopisch kleinen Eier der Würmer. Wenn nun beim Schmusen mit
der Katze oder Abgelecktwerden durch den Hund ein Wurmei auf die Hand
und dann versehentlich beim Mundabwischen in den Mund gelangt (man sieht
die Eier ja nicht!), können sich die im Darm des betroffenen Menschen
schlüpfenden Larven über die Leber oder das Herz in der Lunge
ausbreiten. Von dort können sie sogar in das Gehirn oder die
Augenmuskeln des Menschen gelangen. Im schlimmsten Fall erblindet dann
ein mit Spulwurmlarven infizierter Mensch (Das letzte Mal passierte dies
1996 einem kleinen Mädchen in Tübingen). Durch wandernde Larven von Hakenwürmern ( einer
anderen Wurmart) wiederum können auch Hautkrankheiten entstehen. Alle
Organe können also bleibende Schäden davontragen. Besonders gefährdet
für wurmbedingte Folgeschäden sind Kinder, Menschen nach einer
Chemotherapie und ältere Menschen, deren Widerstandskraft meist
geringer ist als die von gesunden Erwachsenen. Woher kommen die Würmer? Sie gelangen durch winzigste Wurmeier in unsere
Hausgenossen. Diese Eier befinden sich auf Hunde- und Katzenhäufchen
und am After der Tiere und werden beim Schnüffeln aufgenommen und
verschluckt. Auch wir Menschen übertragen mit an unseren
Schuhsohlen haftenden Spulwurmeiern Würmer an Tiere, die selbst gar
nicht nach draußen gehen, aber die Eier aus dem Teppich aufnehmen (wenn
sie sich drauf wälzen und sich anschließend das Fell putzen). Neugeborene Katzen- und Hundewelpen werden direkt im
Mutterleib und durch die Muttermilch mit Würmern infiziert. Aus den Eiern entwickeln sich zunächst Larven, diese
beißen sich im Magen oder Darm fest und werden zu erwachsenen Würmern
(8-18 cm lang), die wieder neue Eier produzieren. Wenn erwachsene Würmer
absterben, werden sie verdaut und sind im Kot nicht mehr zu erkennen. Und wegen so'n paar kleiner Würmer soll man sich Sorgen machen? Ja, man soll! Denn, um sich zu ernähren,
"stiehlt" der Parasit seinem Wirt Teile seiner Nahrung und
entzieht diesem so wichtige Vitamine, Mineralien und Eiweiße. In vielen
Fällen führt dies auch zu äußerlich sichtbaren Veränderungen wie
stumpfem Fell, Abmagerung, Mandelentzündung, Krankheitsanfälligkeit
oder sogar zu Durchfall und Erbrechen. Da die Folgekrankheiten oft auch
bleibende Schäden hinterlassen (z.B. in der Leber) verringert ein
Befall mit Würmern die Lebenserwartung eines Tiers oft ganz erheblich. Mit rechtzeitigem Eingreifen schützen sie Hund oder
Katze vor schwereren Krankheiten, die sich entwickeln, wenn die
Abwehrkraft durch Wurmbefall geschwächt ist. Außerdem verhindern Sie
auch die Ansteckung des mit dem Tier lebenden Menschen mit
Spulwurmlarven. Wie und wann soll man entwurmen? Wirksame Mittel gegen Spul- und Hakenwürmer sind
immer verschreibungspflichtig. Man bekommt sie in jeder Tierarztpraxis.
Verschreibungsfrei angebotene Pseudomedikamente (auch die aus der
Apotheke) helfen nur dem Hersteller, töten aber keine Würmer. Geriebene Möhren oder Knoblauchzehen schaden Würmern
in keinerlei Weise, auch wenn dies immer wieder in zahlreichen Büchern
behauptet wird. In der Kartei Ihres Tieres wird jeweils vermerkt, mit
welchem Mittel zuletzt entwurmt wurde, denn auch Würmer gewöhnen sich
an Medikamente und werden "resistent". Deshalb werden Sie
jeweils immer wieder andere Wurmkuren, mal Tabletten, die über einen
oder auch über mehrere Tage gegeben werden, mal eine Paste, mal eine
Spritze für Ihr Tier bekommen - schließlich wollen Sie die Würmer ja
bestimmt abtöten! Manche Tiere lassen sich nicht so gern Tabletten
eingeben; wenn Sie Schwierigkeiten haben, sagen sie 's Ihrem Praxisteam,
gemeinsam finden Sie sicher eine gute Lösung, damit Ihr Tier gesund
bleibt. Mit einer Wurmkur kann man NICHT vorbeugen, sondern
immer nur erwachsene Würmer abtöten. Gegen Würmer kann man auch nicht impfen! Da sich ein Tier eigentlich täglich mit neuen
Wurmeiern anstecken kann, ist das Hauptziel von Entwurmungen, den
Wurmbefall in erträglichen Grenzen zu halten. Neugeborene Welpen
erhalten ihre erste Entwurmung bereits nach einer Woche, dann im 1-3 wöchigen
Abstand, bis sie etwa 9 Wochen alt sind. Neu zugekaufte Katzen- und
Hundewelpen sollten 3-4 Tage nach der Ankunft im neuen Zuhause eine
Wurmkur bekommen, der Streß der Umstellung aktiviert immer noch ein
paar restliche Parasiten. Im folgenden gesamten Leben des Tieres sollte ein 3
monatlicher Entwurmungs- Rhythmus beibehalten werden, die Termine trägt
man, wie auch den jährlichen Wiederholungs- Impftermin, gleich im
Kalender ein. Manche Würmer kann man aber doch sehen - wo kommen die denn nun her? Das, was man mit bloßem Auge erkennen kann man, sind
Teile von wieder einer anderen Wurmart, den Bandwürmern. Diese Würmer
werden besonders von Flöhen, aber auch durch den Verzehr von Mäusen
und Vögeln sowie rohem Fleisch übertragen. Von Flöhen übertragene
Bandwürmer sind für Menschen nur in Ausnahmefällen problematisch. Der sogenannte "Fuchsbandwurm" hingegen ist
für Menschen extrem gefährlich. Er wird hauptsächlich durch den
Verzehr von ungewaschenen Wildbeeren übertragen. Hunde und Katzen
beherbergen ihn immer dann, wenn sie beim Waldspaziergang oder sonstigen
Beutetouren Mäuse fressen. Solche "Mäusesammler und -Fresser" sowie
alle Hunde und Katzen, die von Flöhen befallen sind, benötigen also
zusätzlich regelmäßige Bandwurmkuren bzw. kombinierte Spulwurm -
Bandwurmmittel. Da sich besonders Katzen oft gegen Tabletten sträuben,
gibt es neuerdings eine Anti- Bandwurm- Kur, die man einfach als Flüssigkeit
aus einer Pipette in den Nacken der Katze streicht, endlich geht es auch
leichter! Wurmkuren werden immer nach Gewicht verabreicht. Wenn
also Ihr Tier nicht mit zu Ihrer Tierarztpraxis genommen werden soll,
wiegen Sie es bitte zu Hause (mit dem Tier auf die Waage gehen und
anschließend ohne Tier noch mal wiegen). Fazit:
Mit freundlicher Genehmigung vonFrau Dr. P. Sindern © April 2000 |