.

Das Wesen einer Katze

Unsere heutige Hauskatze hat drei direkte Vorfahren: die afrikanische Falbkatze, die indische Steppenkatze und die kaukasische Waldkatze. Die Wurzeln der Katzen reichen sehr weit in die Vergangenheit zurück: Vor etwa 20 Millionen Jahren entwickelte sich die Familie der Wildkatzen, aus der sich unsere Haushatzen entwickelten, aber auch die der Löwen und Tiger. Deren Urahnen wiederum lebten bereits vor 50 bis 60 Millionen Jahren, also schon lange vor den ersten Menschen.

Die Geschichte der Hauskatze begann wahrscheinlich im alten Ägypten zur Zeit der Pharaonen. Ihnen waren die Katzen bekanntlich heilig. Etwa zur selben Zeit wurden auch in China und Japan schon Hauskatzen – hauptsächlich zur Rattenbekämpfung - gehalten. Erst um Christi Geburt tauchten domestizierte Katzen in Griechenland und Rom auf, etwa tausend Jahre später in England und bald darauf auch in Mitteleuropa. Im späten Mittelalter erfuhr dann das Image der Katze eine schreckliche Wende: Katzen und deren Besitzer wurden als Hexen verfolgt und oft genug verbrannt. Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts gewann die Katze als Ratten- und Mäusejäger wieder an Ansehen und erhielt ihren Platz am heimischen Herd.

Das Interesse an Rassekatzen begann vor etwa hundert Jahren. Anders als bei Hunden, die schon seit frühester Zeit für bestimmte Einsatzzwecke gezüchtet wurden, zählte bei Katzen nur die Schönheit. In den verschiedenen Kategorien, nämlich Langhaar, Semi- oder Halblanghaar, Kurzhaar und Siam/Orientalisch-Kurzhaar, gibt es heute eine Vielzahl von anerkannte Katzenrassen. Am bekanntesten sind wohl die Europäisch-Kurzhaar, wie unsere "normale" Hauskatze bezeichnet wird, sowie Siamesen, Perser, Waldkatzen und andere Rassen. Innerhalb der Rassen gibt es wiederum verschiedene Farben, so das die Gesamtzahl der möglichen Kombinationen über 400 beträgt.

Das Verhältnis zwischen Mensch und Katze kann sehr vielschichtig sein - genau so vielschichtig, wie eben das Wesen eines "Zimmertigers" ist!

Wenn das Katzenkind mit etwa zwölf Wochen zu uns kommt, ist es bereits alt genug, um uns nicht mehr als seinesgleichen anzusehen. Allerdings bieten wir ihm durch unser Verhalten soziale Auslöser, die es von der Mutter, den Geschwistern und später instinktiv vom Geschlechtspartner kennt und erwartet. Wir sorgen für seine Verpflegung, wir geben ihm das Gefühl der Geborgenheit, wir streicheln und bürsten es, schützen es vor Gefahr und lehren es, Dinge zu tun oder zu unterlassen. Wir tun all dies aber nicht nur, solange das Kätzchen klein ist, sondern sein ganzes Leben lang und erfüllen so immer, auch für das erwachsene Tier, die Mutterrolle. Die Katze wird also in mancher Beziehung niemals richtig erwachsen.

Wir spielen aber auch mit der Katze, gleichgültig, wie alt sie ist. Das tun ansonsten nur Katzenkinder untereinander. Somit werden wir nicht nur als Mutter, sondern auch als Geschwistertier angesehen.

Eines kann man übrigens generell sagen: Je mehr wir uns mit dem jungen Kätzchen befassen, desto anhänglicher wird dann das erwachsene Tier sein. Wer sich also eine "Schmusekatze" wünscht, sollte bereits dem Katzenkind besonders viel Liebe angedeihen lassen.

Katzen sind, obwohl große Individualisten, durchaus gesellig. Das zeigt sich deutlich in ihrem Sozialverhalten: Katzenversammlungen - die den menschlichen Nachbarn meist weniger Freude bereiten - gemeinsame Pirschgänge und gegenseitiges Putzen können hier als Beweis gelten.

 

Generell kann man Katzen tagsüber allein lassen, ohne dass sie sich vernachlässigt fühlen. Sie werden "ihre" berufstätigen Menschen dann am Abend besonders liebevoll begrüßen. Wer aber der Langeweile vorbeugen will, schafft eine zweite Katze an. Wichtig ist in diesem Fall, dass keines der beiden Tiere bevorzugt wird, denn Katzen sind sprichwörtlich feinfühlig.

Die oft zitierte Feindschaft zwischen Hund und Katze entsteht aus unterschiedlichen Verhaltensweisen und einer konträren Körpersprache. Ein draufgängerischer Hund, der in vollem Tempo auf eine Katze zusteuert, kann durchaus auf ein gemeinsames Spiel aus sein. Die Katze aber sieht in dem stürmischen Annäherungsversuch einen Angriff und sucht ihr Heil in der Flucht. Hingegen kommen Tiere, die gemeinsam aufwachsen, meist gut miteinander aus, da sie die Verhaltensweisen des anderen von klein auf kennen.

Katzen verständigen sich mit Artgenossen, anderen Tieren und Menschen in ihrer eigenen Sprache, die sich aus Lauten, Bewegungen und Mimik zusammensetzt. Sie geben uns damit sehr deutlich zu verstehen, was ihnen nicht passt, ob sie verärgert oder gerade in Spiellaune sind.

Das Gesicht, vor allem die Augen, Ohren und Schnurrhaare lassen viel vom Gefühlszustand der Katze erkennen. Sind die Ohren aufgerichtet, die Schnurrhaare zur Seite oder nach vorne gerichtet und die Augen weit geöffnet, so ist die Katze freundlich und aufmerksam. Sind Ohren und Schnurrhaare eng an den Kopf gelegt und die Augen zu schmalen Schlitzen verengt, ist hingegen Vorsicht geboten. Die Katze ist erregt und in Angriffsstimmung.

Der Schwanz der Katze ist sozusagen ihr Stimmungsbarometer: Allein aus seiner Haltung kann man erkennen, was sie gerade empfindet. Ist er hoch aufgerichtet, ist die Katze bester Laune; so begrüßt sie etwa ihren Menschen, wenn er nach Hause kommt. Ein herunterhängender Schwanz kann Misstrauen, aber auch Gleichgültigkeit bedeuten. Fängt die Schwanzspitze zu zucken an, ärgert sich die Katze oder fühlt sich gestört. Peitscht sie mit dem Schwanz hin und her, ist sie wütend: Dann ist Vorsicht geboten.

Gegenüber echten und vermeintlichen Feinden versucht die Katze, bedrohlich auszusehen. Dazu sträubt sie das Fell und macht einen Buckel. So wirkt sie auf ihre Feinde größer und damit gefährlicher. Ein besonderes Phänomen ist das Schnurren: Katzen schnurren immer dann, wenn sie Zuwendung erhalten, also etwa auf dem Schoß liegen dürfen, gestreichelt oder gekrault werden und sich daher wohl fühlen. Schnurren ist damit auch für den Menschen ein Signal, dass er seine Katze richtig behandelt.

Katzen können eine unerschöpfliche Quelle der Freude sein und unser Leben unendlich bereichern. Richtiges Verstehen des artspezifischen Tierverhaltens und eine gehörige Portion Gelassenheit und Toleranz sind allerdings der Beitrag, den wir in diese Beziehung einzubringen haben!